Albanien 1991, eine Reise

Albanien

Im Juli 1988 schloss Norbert Enker sein Studium an der GHS/Uni Essen in der Fachrichtung Kommunikationsdesign mit der Präsentation des Themas ‘Albanien-Ansichten’ bei Angela Neuke-Widmann ab. Kurz danach erhielt er für eine Auswahl dieser Arbeit den ‘Kodak European Award’.Die Jury begründete ihre Entscheidung mit “der modern aufgefassten Reportagefotografie, ohne Hast nach Sensationen und der ständigen Suche nach dem ‘entscheidenen Augenblick’. Seine verhalten farbige Bilder zeigen Stimmungen – vorsichtige Annäherungen an ein weitgehend unbekanntes Land, geprägt von einer Mischung aus Neugierde und Scham. Er durchstösst die Grenzen der klassischen Reportage mit teils sehr formal gestalteten Bildern und gibt der Arbeit damit eine unverwechselbare Handschrift.” Danach habe ich 5 weitere Reisen nach Albanien unternommen, u. a. für das Zeit-Magazin.

Die Fotos zeichnen sich durch eine unspektakuläre Bildsprache von aufregender Einfachheit aus. In stillen und subjektiven Bildern macht der Fotograf auf die Sensationen des Alltäglichen aufmerksam und zeigt ein anderes, von der Presse kaum berücksichtigtes Albanien voller Faszination und eigenartiger Schönheit. Derzeit gibt es wohl keine vergleichbare Arbeit, die ein Albanien im Wandel der Zeit, vor und nach dem politischen Umbruch im Jahre 1991 zeigt. Die meisten der Photographien sind bereits Geschichte, Geschichte eines sozialistischen Landes (auf dem langen Weg in die Demokratie) mitten in Europa, dessen Existenz immer noch kaum zur Kenntnis genommen wird.

Prof. Peter Weiermaier, damaliger Direktor des Frankfurter Kunstvereins schrieb über diese Arbeit: “Norbert Enker hat mir seine Arbeit über Albanien gezeigt und ich war davon beeindruckt. Diese Aufnahmen führen uns in den derzeitigen Zustand eines uns weitgehend unbekannten Landes ein, das vom Westen über lange Zeit völlig abgeschottet war. Natürlich macht er auf die Schattenseiten und Misstände aufmerksam, er blickt jedoch nicht aus der Position der Überlegenheit unserer westlichen Zivilisation voyeuristisch auf das wirtschaftlich und politisch in schwierigen Verhältnissen existierende Land herab, sondern es ist eher die Position des ‚concerned photographer’, der mit menschlicher Nähe und grossem Einfühlungsvermögen vorgeht. Seine Arbeit hebt sich … vor allem durch ihren äusserst subtilen und poetischen Charakter ab.”