SWEEThome

SWEEThome - under construction

Norbert Enker widmet sich in dieser Arbeit einem aufregenden Sujet: der Banalität des Alltäglichen. Dieses Sujet erforscht er zumeist auf Baustellen von Umbauten älterer Häuser entstanden
und die Fotos zeigen Arbeitsabschnitte und Momente von Arbeit, quer durch die verschiedenen Gewerke von Handwerksbetrieben. Beim Betrachten seiner fotografischen Funde wird schnell deutlich,
dass das Gewöhnliche, wenn es denn mit den Augen eines Künstlers gesehen und geformt wird, sich als ganz und gar außergewöhnlich offenbart. Und das Schöne ist, dass diese Wahrnehmung ansteckend wirkt.

Was fotografiert Norbert Enker? Steckdosen. Auch Dämmplatten und Montageschäume. Gips, Zement, Mörtel und Estrich. Zugemauerte Türen und abgerissene Tapeten. Rigips und Ytongsteine. Rohre und Kabel, unter Putz verlegt, abgeschlagene Fliesen. Baukleber- und Spachtelspuren. All diese Dinge könnten banaler nicht sein, aber unter Enkers illuminierendem Blick werden sie in ein anderes Dasein transformiert.

Enkers Fotos sind nicht gestellt oder inszeniert, sondern vielmehr das Ergebnis eines behutsamen Einfühlens, einer geduldigen Befragung seiner und unserer Umgebung. Nie findet man ihn auf der Jagd nach dem spektakulären Moment. Spektakulär aber sind seine Fotos, weil und wie sie uns die Fülle und Lebendigkeit des Unscheinbaren und Übersehenen zeigen.
Norbert Enker erforscht mit der Kamera einen Zwischenzustand, in dem stabile Verhältnisse und Bedeutungen vorübergehend außer Kraft gesetzt sind und die Gegenstandswelt plötzlich in einem neuen Licht erscheint, als sei sie in ein anderes Dasein transformiert, das offenkundig dem Traum und der Kunst verwandt ist. Das Alltägliche und Normale verliert seine selbstverständliche Geltung und offenbart eine ungeahnte Fülle, Lebendigkeit und Poesie. Materialien und Spuren der Arbeit fügen sich dem geduldigen Blick zu Ensembles, die den Anspruch erheben, autonome Werke der Kunst zu sein. Zugleich wird das vermeintlich Stabile als das Vergängliche offenbar: Das Zuhause ist eine Bühne, auf der verschiedene Akteure auftreten und wieder verschwinden; es bleiben die dinglichen Spuren, die sie hinterlassen und die durch neue Eingriffe verändert, überlagert oder ausgelöscht werden. Uli Deimel